Ausnahmsweise keine Übersetzung, sondern lediglich ein Transkript eines Vortrags von Dr. Thomas Külken, der – wie ich finde – sehr gut den psychologischen Zustand eines Großteils der Bevölkerung durch konstante Dauerberieselung mit (sich immer wiederholender) Propaganda beschreibt.
Die dem Vortrag folgende Frage- und Antwortrunde habe ich nicht transkribiert, bei Interesse das Video ansehen:
Mein Name ist Thomas Külken und als sogenannter Facharzt für Allgemeinmedizin bin ich in Staufen im Breisgau tätig. Weil ich eben als Phänomen die Massenpsychose in den Mittelpunkt meiner Darstellung stellen möchte und damit ein psychiatrisches Thema, habe ich eine gewisse kleine Kompetenz, dass ich eben diese drei Jahre vor meiner Niederlassung in einer psychiatrischen Klinik tätig war und infolgedessen in meiner hausärztlichen Tätigkeit überdurchschnittlich viele psychiatrische Patienten wahrnehmen und begleiten durfte. Dann wäre zu meiner Vorgeschichte noch zu sagen, dass ich im Studium durch einen Hochschullehrer auf die Anthroposophie aufmerksam wurde, was mich damals davon abhielt, der Medizin den Rücken zu kehren. Denn ich litt sehr daran, dass in dem Menschenbild, das uns die Universität vermittelte, vor lauter Zellen, Genen, Hormonen, Enzymen, Hirnfunktionen, Regelkreisen usw. der Mensch als solcher, um dessen Willen ich ursprünglich den Arztberuf gewählt hatte, sich in Nichts aufgelöst hatte. Eine im Grunde selbstverständliche Forderung Goethes an die Medizin lautet:
“Die Medizin beschäftigt den ganzen Menschen, weil sie sich mit dem ganzen Menschen beschäftigt.”
Diese Forderung erweckt die Vorstellung, dass der ganze Mensch durchseelt und durchgeistigt ist, und dass jedes Organ oder Organsystem seinen speziellen Beitrag leistet zur seelisch-geistigen Entfaltung des Menschen. Und dass deshalb der Arzt als ganzer Mensch, als denkender, fühlender und wollender Mensch sich zur Aktivität aufrufen muss, um zu dem ganzen, leiblich, seelisch, geistigen Menschen in Beziehung zu treten. Angesichts der Riesenhaftigkeit dieser Aufgabe verstehe ich mich nach wie vor als blutiger Anfänger, aber immerhin als Anfänger. Und darauf, denke ich, kommt es zunächst einmal an. Denn entscheidend ist doch die Grundgesinnung, mit der wir auf den anderen Menschen zugehen, ihn wahrnehmen, beurteilen und schließlich auch behandeln.
In der Hauptsache ist die Medizin natürlich eine Angelegenheit der Medikamente, Heilmittel und künstlerischen Anregungen. Und doch kann Wesentliches für die Gesunderhaltung oder Gesundung des Patienten auch davon abhängen, dass und wie der Arzt oder Therapeut mit ihm spricht. Und da haben wir in der Medizin die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen, und zwar die wirkliche Wahrheit im Sinne des ganzen Menschen. Und damit komme ich zu dem großen Problem der Wahrheitsfindung unter Plandemiebedingungen. Da sahen und sehen sich Patient und Arzt vor im wesentlichen drei drängende Fragen gestellt.
Kann ich zu einer realistischen Einschätzung des Infektionsgeschehens und der Sinnhaftigkeit der staatlich verordneten Maßnahmen kommen?
Wie kann ich mich seelisch aufrechterhalten angesichts des unerträglichen Unrechts, das mir und meinen Lieben durch die Verordnungen zugefügt wurde und wird? Wie kann ich mich der fortgesetzten Entmündigung, Entwürdigung und Ohnmacht stellen, ohne mir etwas vorzumachen und ohne depressiv zu werden?
Und die 3. und wohl bei weitem heikelste Frage möchte ich so formulieren:
Kann ich ein Verständnis entwickeln für diejenigen Menschen, die regelmäßig so befremdlich irrational reagieren, wenn ich sie mit den beiden anderen Fragen konfrontiere? Die mit einer ganz eigenartigen Überheblichkeit all meine Wahrnehmungen und Argumente vom Tisch wischen, ohne sie auch nur ansatzweise in Erwägung gezogen zu haben. Die gar nicht zu bemerken scheinen, wie sie mit dem, was sie sagen und tun, ihre wissenschaftliche Vorbildung und die Alltagslogik über Bord werfen und die sich dabei absolut sicher und im Recht fühlen. Die mich hemmungslos mit moralischen Vorwürfen überschütten oder mich denunzieren, ohne auch nur die Spur eines Zweifels oder Unrechtsempfindens.
Die erste Frage „Was ist dran an der Pandemiebehauptung und an der Sinnhaftigkeit der Maßnahme?“ wurde ja prinzipiell schon früh durch Sucharit Bhakdi und Wolfgang Wodarg geklärt und durch Bodo Schiffmann tagesaktuell beleuchtet. Und dann hat uns vor allem die Arbeit dieses Corona-Ausschusses ja zu immer mehr Einblick verholfen in die medizinischen, psychologischen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und historischen Zusammenhänge, Hintergründe und Abgründe. Zu der zweiten Frage „Wie kann ich mich diesen unmenschlichen Verhältnissen stellen, ohne depressiv zu werden?“ wäre natürlich viel zu sagen. Hier und jetzt möchte ich nur hinweisen auf zwei Bücher von zwei Menschen, die sich beide den Zumutungen eines Konzentrationslagers zu stellen hatten. Erstens das Buch „Trotzdem ja zum Leben sagen“ des österreichischen Psychiaters Viktor Frankl und zweitens das Buch „Das Leben beginnt heute“ des blinden französischen Schriftstellers Jacques Lusseyran.
Und nun zur dritten und wohl schwerwiegendsten Frage: „Kann ich all diese Menschen verstehen, mit denen ich mich über alles Sonstige sachgemäß und lebensgemäß unterhalten kann, die aber schlagartig unerreichbar werden, wenn es um das Thema Corona geht?“ Und mit dieser Frage betreten wir das Feld der Massenpsychologie und Massenpsychose. Eine in meinen Augen hilfreiche Definition der Massenpsychose – auch kollektive Psychose genannt – fand ich in einem Lexikon der Neurowissenschaft. Sie lautet:
„Bei einer Massenpsychose handelt es sich um psychotische Verhaltensweisen von Menschen in einer Massensituation, wo das vernunftgesteuerte Verhalten durch ein induziertes, irrationales, möglicherweise wahnhaftes Verhalten ersetzt wird und realitätsgerechte Ich-Funktionen aufgegeben werden.“
Zu diesen realitätsgerechten Ich-Funktionen gehören vor allem der klare Verstand aber auch die Empathie und das Gewissen. Diese Funktionen werden unter den Bedingungen einer Massensituation von vielen Menschen aufgegeben. Damit wird unmissverständlich klar, dass das Problem nicht die Meinung der Betroffenen ist, sondern vielmehr der Umstand, dass ihnen – ohne dass sie das selber bemerken – der rationale Bezug zu ihrer Meinung abhanden gekommen ist und sie deshalb ihre Meinung nicht in Frage stellen können. Nun erliegen aber niemals alle Menschen in einer solchen Massensituation dem Sog des Massenwahns. So gibt es Menschen, die das Corona-Narrativ zwar gläubig übernommen und alle Regeln und Ratschläge befolgt haben, die aber ohne größere Probleme dies alles relativieren können, sobald sie dazu weitergehende Informationen geliefert bekommen.
Und hier möchte ich das extreme Beispiel einer Frau anführen, die mir kürzlich von sich das Folgende berichtete:
Auf dem Boden einer vorbestehenden Angststörung, die also schon Jahrzehnte ein Problem war, habe sie es natürlich mit der Angst zu tun bekommen, als im März 2020 die ersten Horrormeldungen kursierten. Sie habe sich umgehend und radikal vor der Welt abgeschirmt, Monat für Monat, bis sie nach sage und schreibe eineinhalb Jahren ein Freund durch ein einziges Gespräch aus dieser Angst herausholen konnte, indem er ihr schlicht und einfach die Tatsachen und Hintergründe aufzeigte. Diese Frau hatte also mit allen Fasern an das veröffentlichte Narrativ geglaubt, ohne aber ihre Urteilsfähigkeit zu verlieren, wie sie diejenigen verlieren, die der kollektiven Psychose erliegen.
Der Bericht dieser Frau ist mir auch deshalb so wertvoll, weil er etwas zeigt, was ich nicht müde werde, zu betonen: Er zeigt, dass die Angst nicht der entscheidende Faktor in der Erzeugung einer Massenpsychose ist. Die Angst ist allerdings ein hochwirksames Hilfsmittel der Propaganda, weil sie auf Anhieb und nachhaltig viele Menschen emotional erreicht und ihre Aufmerksamkeit fesselt. Und doch ist die Angst nicht der entscheidende Schlüssel, denn ginge es nur um die Angst, dann würde doch jeder Geängstigte jedem Mitmenschen erleichtert und dankbar um den Hals fallen, der ihm zeigen kann, dass er keine Angst zu haben braucht.
Das entscheidende Agens in der Erzeugung einer Massenpsychose ist die Propaganda als solche. Denn Propaganda arbeitet mit dem Grundprinzip der systematischen Wiederholung. Auf der systematischen Wiederholung beruht das Geheimnis ihrer so erstaunlich verlässlichen Wirkung. Dabei funktioniert sie umso müheloser, je einfacher gestrickt die Behauptung ist, welche systematisch wiederholt wird und je anerkannter die Autorität ist, die diese Behauptung aufstellt. Die systematische Wiederholung wirkt wie magisch, wie das Pendel des Hypnotiseurs und verändert das Bewusstsein des Empfängers so tiefgreifend, dass er die betreffende Behauptung nicht mehr hinterfragen kann. Kurz: Propaganda ist eine bewusstseinsverändernde Droge. Und sie macht nebenbei bemerkt auch nicht wenige Menschen süchtig, wenn man sieht, dass sie ständig wieder die Tagesschau anschalten müssen, um neue Inzidenzen, neue Killerviren und so weiter in ihr Gemüt aufzunehmen.
Das würde ich jetzt noch eben genauer ausführen. In seinem Buch „Warum schweigen die Lämmer?“ verweist der Psychologieprofessor Rainer Mausfeld auf psychologische Experimente, die Folgendes gezeigt haben: Eine Behauptung gewinnt in der Einschätzung der Menschen umso mehr an Wahrheitsgehalt, je häufiger sie von einer Autoritätsperson geäußert wird. Und das funktioniert sogar dann, wenn diese Behauptung zuvor ausdrücklich als falsch bezeichnet wurde. Ja, selbst wenn vor dem Experiment die Versuchspersonen über dieses Phänomen eingehend aufgeklärt wurden, ist der Erfolg derselbe. Je öfter die Menschen die Behauptung aus dem Munde der Autorität hören, umso stärker wächst der gefühlte Wahrheitsgehalt.
Das ist nun an sich schon bedenklich genug aber es lässt sich dieses Prinzip der systematischen Wiederholung in seiner Wirkung auf perfide Weise steigern. Dieses Prinzip arbeitet ja mit zwei Faktoren. Erstens, der anerkannten Autorität und zweitens, der Behauptung, die von dieser Autorität oder unter Berufung auf diese Autorität systematisch wiederholt wird. Und da fragt es sich, womit kann die Wirkung der Autorität verstärkt werden und womit die Wirkung der Behauptung? Die Autorität kann ihre Wirkung dadurch enorm verstärken, dass sie zusätzlich zur intellektuellen Macht auch noch äußere Macht entfaltet, durch strafbewehrte Kontakt- und Ausgangsverbote, einschüchternde Polizei, Militäreinsätze und so weiter. Und die Wirkung der Behauptung kann dadurch verstärkt werden, dass man eine Behauptung zum Einsatz bringt, die eine gezielte Lüge ist. Denn eine Lüge transportiert ja per se schon unterschwellig den Impuls, die Vorstellungswelt des Belogenen von der realen Welt wegzulocken.
Diese systematische Wiederholung einer Unwahrheit durch eine Autorität bewirkt bei der Mehrzahl der Zeitgenossen genau das, was in der vorhin zitierten Definition der Massenpsychose beschrieben wurde, dass, wie es hieß, realitätsgerechte Ich-Funktionen aufgegeben werden. Diese realitätsgerechten Ich-Funktionen werden aber keineswegs durchgängig aufgegeben, sondern selektiv für alles das, was mit der Thematik der Propaganda zu tun hat.
In diesem Zusammenhang wurde mir eine geistige Beobachtung Rudolf Steiners zu einer fruchtbaren Arbeitshypothese. Er beschreibt zunächst genau dieses Prinzip, dass man den Leuten unter Autorität Dinge erzählt, die unwahr sind und dass man das systematisch macht. Dadurch werde, so Steiner, das Bewusstsein bis zu der Dumpfheit des Traumbewusstseins herunter gedämpft. Und mit diesem Herunterdämpfen des Bewusstseins werde dasjenige im Menschen untergraben, was als Individualbewusstsein seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in den Menschenseelen heraufkommen will. Man will verhindern, dass es heraufkommt, weil es den Menschen aus der Seelenverfassung mittelalterlicher Gläubigkeit befreien und die Ausbildung der modernen Wissenschaftsgesinnung ermöglichen kann. Die Gegenmächte wollen die Menschen in einem infantilen Gruppenbewusstsein halten, wo es keine individuelle Selbstständigkeit gibt, sondern nur ein dumpfes, phrasenhaftes „wir“. „Wir“ sind solidarisch. „Wir“ halten uns an die Regeln. „Wir“ passen aufeinander auf. „Wir“ krempeln die Ärmel hoch. „Wir“ sind die Guten. Und so weiter. Dazu sagt Steiner Folgendes:
„So wie der Traum das gewöhnliche Bewusstsein herab dämpft, so dämpft man das Bewusstsein herab, damit es ein dumpfes Gemeinschaftsbewusstsein werde. Man will das Bewusstsein herab dämpfen, indem man den Menschen die Lüge beibringt. Es ist ein grandioses diabolisches Unternehmen.“
Damals nahm Steiner Bezug auf eine Lügenkampagne der katholischen Kirche, die ja auch jetzt wieder vorne dran ist, dem Massenwahn mit scheinheiligen Argumenten Vorschub zu leisten.
Propaganda dämpft das Bewusstsein bis zur Dumpfheit des Bewusstseins herunter. Und was das Traumbewusstsein auszeichnet, das ist ja genau das, was auch die kollektive Psychose auszeichnet: Die Abwesenheit der realitätsgerechten Ich-Funktionen, also derjenigen Funktionen des Individualbewusstseins, die das Ich sicher mit der Realität verbinden. Zu diesen Funktionen gehört zum einen der Verstand. Dieser Verstand ist in dem Maße ein gesunder Menschenverstand, wie er sehr genau auch um seine Grenzen weiß und einen entsprechend lebhaften Sinn entwickelt für die Rätselhaftigkeit der Dinge und namentlich für das Mysterium der menschlichen Individualität. Und zum anderen gehören zu den realitätsgerechten Ich-Funktionen die Empathie und das Gewissen. Im Traum gibt es für uns nichts Fragwürdiges – weder etwas sachlich Fragwürdiges, noch etwas moralisch Fragwürdiges, weil die fragende Instanz schläft. Das ist ja gerade das Charakteristische des Traumbewusstseins, dass uns all das irrationale und widersprüchliche der Trauminhalte und dass nicht selten unser liebloses Verhalten im Traum überhaupt nicht auffällt.
Damit wird vielleicht deutlich, in was für einer erbärmlichen und tragischen Geistesverfassung ein Mensch lebt, wenn er der Massenpsychose ausgeliefert ist, und in Bezug auf alles, was mit der Propagandathematik zu tun hat. Und die Thematik der aktuellen Hygienepropaganda ist ja dermaßen genial gemanagt, dass sie so gut wie keinen Lebensbereich ausspart. Ein solcher Mensch hat sich, wie Dietrich Bonhoeffer es ausdrückt, durch die Propaganda verdummen lassen. In einem kurzen Traktat “Von der Dummheit” hat Bonhoeffer das Wesen und Erscheinungsbild dieser Menschen auf einmalig treffende Weise charakterisiert. Man müsste das im Ganzen vorlesen aber ich will mich hier auf ein paar Sätze beschränken. Er schreibt:
„Man spürt es geradezu im Gespräch mit ihm, dass man es gar nicht mit ihm selbst, mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun hat. Er ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen missbraucht, misshandelt. So zum willenlosen Instrument geworden, wird er auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen. Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Missbrauchs.“
Das führt ja unmittelbar zu der Frage nach der Schuldfähigkeit derjenigen Menschen, die in diesem Ausnahmezustand unter Umständen Mitmenschen schikaniert oder denunziert haben, die monatelang Kinder in der Schule misshandelt oder Menschen krank- oder gar totgespritzt haben. Immer wieder müssen wir uns klar machen: Diese Menschen stehen unter der Wirkung einer Droge, die es ihnen unmöglich macht, einzusehen, dass sie unter der Wirkung einer Droge stehen.
Nach Mattias Desmet entwickeln in einer entsprechenden Massensituation etwa 30% der Menschen das Vollbild einer Massenpsychose, weitere 40% übernehmen zwar die propagierten irrationalen Denk- und Verhaltensmuster, können aber dennoch bei Gelegenheit ihre aufgegebenen Ich-Funktionen reaktivieren. Diese zusammen 70% werden selbstverständlich weiterhin die Maske tragen, solange die Corona-Propaganda nicht aufhört. Und dass sie nicht aufhört, dafür sorgen Lauterbach & Co., indem sie demonstrativ über neue Killervarianten streiten, neue Maßnahmen für den Herbst in Aussicht stellen und die ungespritzten Menschen in den Gesundheitsberufen verhöhnen, entrechten und peinigen. Und die restlichen 30%? Sie behaupten sich gegenüber der Magie der Propaganda. Und in den meisten Fällen wohl deshalb, weil sie die von der Propaganda ausgehende Verführung zur Selbstaufgabe, zur Aufgabe der realitätsgerechten Ich-Funktionen, denn diese Ich-Funktionen sind anstrengend, nicht als psychische Entlastung erleben, sondern als existenzielle Bedrohung. Man spürt, ich muss mich selber verleugnen, wenn ich mich auf das Narrativ einlasse. Aus der Geschichte wissen wir, dass es bei der Etablierung totalitärer Systeme darauf ankommt, wie jene 40% sich verhalten, die zunächst noch irgendwo zwischen Wach- und Traumzustand schweben. Diese Menschen tendieren umso eher noch zum Wachen, je sicht- und hörbarer eine Opposition öffentlich in Erscheinung tritt. Selbst wenn sie sich über diese Opposition ärgern und den Demonstranten in der Innenstadt den Vogel zeigen – es wirkt, dass sie wahrnehmen, da ist eine Opposition. Und eine Regierung hat erst dann so richtig freie Hand, rücksichtslos durchzugreifen, wenn keine Opposition mehr wahrzunehmen ist. Denn dann träten auch immer mehr Menschen aus dieser Gruppe ein in Richtung Traumzustand und haben dann auch keinerlei Skrupel mehr, selbst die bösesten Verbrechen als alternativlos gutzuheißen und womöglich an ihnen mitzuwirken.