Von Dr. Robert Malone
Der Bericht: “Human Augmentation – The Dawn of a New Paradigm. A strategic implications project” (Human Augmentation – Ein strategisch bedeutsames Projekt) [Anm. d. Ü.: “Augmentation” bedeuted wörtlich übersetzt „Erweiterung“ oder „Vergrößerung“, bedeutet aber in diesem Zusammenhang jede Art der Produkt- oder Techniknutzung, die die menschlichen Fähigkeiten erweitern soll] wurde gemeinsam vom britischen Verteidigungsministerium und dem deutschen Bundesverteidigungsministerium im Jahr 2021 veröffentlicht. Die Lektüre dieses Dokuments ist ehrlich gesagt erschreckend, da die Idee, Human Augmentation für die Kriegsführung zu nutzen, von den Autoren als eine vollendete Tatsache betrachtet wird. Die Planungen für den Einsatz von Human Augmentation beginnen jetzt.
Wir können davon ausgehen, dass, obwohl dieser Bericht vom britischen Verteidigungsministerium und dem deutschen Bundesverteidigungsministerium stammt, die meisten großen Regierungen auf der ganzen Welt parallele Anstrengungen unternehmen.
In diesem Bericht werden zunächst die Bedeutung und die Vorteile von Human Augmentation hervorgehoben. Ein Auszug aus dem Bericht::
Human Augmentation wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, zum einen, weil sie menschliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen direkt verbessern kann, zum anderen, weil sie das Bindeglied zwischen Menschen und Maschinen ist. Künftige Kriege werden nicht von denjenigen gewonnen, die über die fortschrittlichste Technologie verfügen, sondern von denen, die die einzigartigen Fähigkeiten von Menschen und Maschinen am effektivsten miteinander verbinden können. Die Bedeutung der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ist weithin anerkannt, wurde aber bisher aus einer technikorientierten Perspektive betrachtet. Human Augmentation ist das fehlende Teil dieses Puzzles.
[Anm. d. Ü.: siehe auch “Human Augmentation – Die Verbindung von Mensch und Maschine” auf der Bundeswehr-Webseite]
Natürlich ist eine der ersten Fragen, die man sich bei der Lektüre dieses Berichts stellen muss, was Human Augmentation ist. Ein Bild aus dem Bericht listet die Technologien auf. Im weiteren Verlauf des Berichts werden diese Technologien sehr detailliert beschrieben:
1. Genetik – Veränderung der Keimbahn
2. Genetik – somatische Veränderung
3. Mikrobiom des Darms
4. Invasive Gehirnschnittstellen
5. Nicht-invasive Gehirnschnittstellen
6. Passive Exoskelette
7. Pharmazeutika
8. Angetriebene Exoskelette
9. Optimierungsmethoden
In dem Dokument heißt es weiter, dass die Rolle der Ethik und der öffentlichen Wahrnehmung beim Einsatz von Human Augmentation nicht die entscheidenden Faktoren bei der Entwicklung von Human Augmentation sind. Der allgemeine Konsens des Berichts ist, dass Human Augmentation für die natürliche Sicherheit bei der zukünftigen Entwicklung der Kriegsführung entscheidend ist. Der militärisch-industrielle Komplex (nationale Interessen) wird letztendlich entscheiden, was entwickelt wird.
Bewertung der Durchführbarkeit
Wir können nicht darauf warten, dass die ethischen Fragen der Human Augmentation zu unseren Gunsten entschieden werden, wir müssen uns jetzt an der Diskussion beteiligen. Die ethischen Implikationen sind erheblich aber nicht unüberwindbar; ein frühzeitiges und regelmäßiges Engagement ist unerlässlich, um in diesem Bereich führend zu bleiben. Die ethische Sichtweise auf Human Augmentation wird sich ändern und das kann schnell geschehen. Es könnte eine moralische Verpflichtung zur Augmentierung von Menschen geben, insbesondere in Fällen, in denen sie das Wohlbefinden fördert oder uns vor neuen Bedrohungen schützt. Man könnte argumentieren, dass Behandlungen, die neuartige Impfverfahren sowie Gen- und Zelltherapien beinhalten, Beispiele für die Augmentation des Menschen sind, die sich bereits in der Entwicklung befinden.
Die Notwendigkeit des Einsatzes von Human Augmentation kann letztlich von nationalen Interessen diktiert werden.
Die Länder müssen Human Augmentation entwickeln und einsetzen oder riskieren, Einfluss, Wohlstand und Sicherheit an diejenigen abzugeben, die dies tun. Nationale Vorschriften, die das Tempo und den Umfang wissenschaftlicher Forschung diktieren, spiegeln die gesellschaftlichen Ansichten wider, insbesondere in Demokratien, die empfindlicher auf die öffentliche Meinung reagieren. Die Zukunft von Human Augmentation sollte jedoch nicht von Ethikern oder der öffentlichen Meinung entschieden werden, obwohl beide wichtige Stimmen sein werden; vielmehr müssen die Regierungen eine klare politische Position entwickeln, die den Einsatz von Human Augmentation zur Förderung von Wohlstand, Sicherheit und Schutz maximiert, ohne unsere Werte zu untergraben.
Weiter heißt es in dem Bericht:
Human Augmentation ist unser erster Einblick in das, was jenseits des heutigen Informationszeitalters liegt – das kommende Zeitalter der Biotechnologie. Im Zeitalter der Biotechnologie wird der Mensch immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Es wird nicht mehr ausreichen, den Menschen nur als Mittel zur Bedienung der Maschine zu betrachten. Die interdisziplinäre Natur von Human Augmentation wird unser derzeitiges Verteidigungsmodell des Industriezeitalters unwirksam machen. Die Verteidigung muss sich überlegen, wie sie sich umorganisiert, um einer Zukunft zu begegnen, die einen menschenzentrierten Ansatz der Kriegsführung erfordert, bei dem der Mensch mit den Fähigkeiten ausgestattet ist, sich vollständig in eine einzige Plattform zu integrieren.
Unterschiede in den nationalen, kulturellen und rechtlichen Ansätzen werden dazu führen, dass Human Augmentation in internationalen Allianzen nicht gleichmäßig angenommen wird. Dies wird die Interoperabilität, Integration und Entflechtung weiter erschweren. Die Bewältigung dieser Herausforderungen wird eine engere Zusammenarbeit zwischen den Verbündeten erfordern. Die Bündnisse müssen daher bereits jetzt damit beginnen, sich darüber klar zu werden, wie und wo sie sich auf den Einsatz von Human Augmentation vorbereiten können.
Bei der Lektüre dieses Berichts ist es wichtig zu verstehen, wie Militärkomplexe auf der ganzen Welt das Modell der Human Augmentation für die Kriegsführung sehen.
Human Augmentation kann zu grundlegend neuen Konzepten der Kriegsführung führen. In den nächsten 30 Jahren könnte der zunehmende Einsatz autonomer und unbemannter Systeme – von der taktischen bis zur strategischen Ebene – die Kampfkraft des Einzelnen erheblich steigern, doch um dieses Potenzial auszuschöpfen, müssen die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine deutlich verbessert werden. Human Augmentation wird eine wichtige Rolle bei der Ermöglichung dieser Schnittstelle spielen und wenn sie effektiv eingesetzt wird, wird sie unsere Streitkräftestruktur, unser Ausrüstungsprogramm und unsere Doktrin erheblich verändern. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass je mehr Human Augmentation in die Verteidigungsplanung und -praxis eingebettet ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie selbst zum Ziel eines Gegners wird; daher müssen Maßnahmen zur Bekämpfung der Human Augmentation parallel zur Einführung der Human Augmentation in Betracht gezogen werden.
Human Augmentation wird eine Schlüsselrolle bei der Verringerung des Risikos der kognitiven Überlastung spielen, da die Kriegsführung immer schneller, komplexer und belastender wird. Die Bioinformatik wird wahrscheinlich eine Schlüsselrolle bei der Identifizierung von Befehlshabern und Personal mit dem richtigen kognitiven und adaptiven Potenzial für Führungs- und Steuerungsaufgaben spielen. Mit Algorithmen des maschinellen Lernens verknüpfte Gehirnschnittstellen haben das Potenzial, die Geschwindigkeit und Qualität der Entscheidungsfindung zu beschleunigen.
Die Rehabilitationsmittel von heute: die Verbesserungen von morgen – die körperliche und geistige Rehabilitation könnte sich in naher Zukunft als die vorderste Front der Human Augmentation im Verteidigungsbereich erweisen. Hochentwickelte Prothesen zur Rehabilitation von Verwundeten stellen den neuesten Stand der Robotik dar und die neuesten Neurostimulationsgeräte und Pharmazeutika wurden zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen eingesetzt. Die Weiterentwicklung dieser Behandlungen wird nicht nur zur Rehabilitation von verletztem Personal beitragen, sondern könnte auch den Weg für künftige Verbesserungen ebnen.
In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass Kriegsführungsmodelle den Menschen als eine “Technologieplattform” begreifen müssen, die physische, psychologische und soziale Fähigkeiten umfasst. Dies wird in der folgenden Abbildung zusammengefasst:
Konzeptualisierung des Menschen als Plattform
Körperliche Leistungsfähigkeit ist die Fähigkeit, die physische Umgebung zu beeinflussen und sich in ihr zu bewegen. Kraft, Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer sind Schlüsselkomponenten, zwischen denen oft ein Kompromiss besteht.
Die psychologische Leistung umfasst Kognition, Emotion und Motivation. Kognition ist die geistige Tätigkeit oder der Prozess des Erwerbs von Wissen und Verständnis durch Denken, Erfahrung und die Sinne. Sie umfasst Prozesse wie Aufmerksamkeit, Wissensbildung, Langzeit- und Arbeitsgedächtnis, logisches Denken, Problemlösung und Entscheidungsfindung. Emotionen beschreiben das subjektive menschliche Erleben und stehen in engem Zusammenhang mit der Motivation, d. h. der Kraft, die das Verhalten anregt, aktiviert und lenkt.
Soziale Leistung ist die Fähigkeit, sich als Teil einer Gruppe wahrzunehmen und die Bereitschaft, als Teil des Teams zu handeln. Sie beruht auf der Selbstwahrnehmung und der Fähigkeit, das Verhalten anderer zu verstehen. Sie steht in engem Zusammenhang mit Kommunikationsfähigkeit, Zusammenarbeit und Vertrauen. Das Kernstück der sozialen Leistung ist der Gruppenzusammenhalt.
Sechs Millionen Jahre Evolution haben uns dahin gebracht, wo wir heute stehen, jetzt haben wir die Werkzeuge in der Hand, um zu entscheiden, wie unsere weitere Entwicklung gestaltet werden soll.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die dargestellte Entwicklung der Human Augmentation über die Kriegsführung hinausgeht; sie suggeriert, dass der Mensch nun seine eigene Evolution durch Gentechnik kontrollieren wird.
Die Arroganz und Hybris, die in dieser Sichtweise steckt, ist enorm. Dass der militärisch-industrielle Komplex in ein oder zwei Generationen dazu übergehen wird, die menschliche Evolution mittels Gentechnik und Human Augmentation zu kontrollieren, ist nicht nur naiv und ethisch verwerflich, sondern auch grundlegend gefährlich.
Ein weiteres Bild aus dem Bericht:
Überblick über die Anwendung von Technologien zur Verbesserung des Menschen auf die einzelnen Funktionen mit vier “Kerntechnologien zur Verbesserung des Menschen” – Gentechnik, Bioinformatik, Gehirnschnittstellen und Arzneimittel -, die die psychologische, physische und soziale Leistungsfähigkeit verbessern könnten.
In dem Bericht wird auch auf die Vorteile der Gentechnik eingegangen:
- Größere Reichweite. Bei der Genbearbeitung können nun bestimmte DNA-Elemente im Zielgenom hinzugefügt, gelöscht oder verändert werden. CRISPR kann mehrere Änderungen auf einmal vornehmen.
- Erhöhte Spezifität und Integration. Spezifische DNA-Regionen können durch Schnittwerkzeuge gezielt verändert werden, so dass die Veränderungen präziser und sicherer sind. Es gibt immer noch Auswirkungen außerhalb des Ziels, aber neuere Techniken wie das Prime Editing verbessern den zielgerichteten Prozess.
- Verbesserte Wirkungsdauer. Die Möglichkeit, das Genom gezielt zu verändern, anstatt die DNA einfach in die Zellen einzubringen, bedeutet, dass die Änderungen bei der Zellteilung reproduziert werden und sich die Wirkung verbreitet.
- Leichtere Produktion. Neue Produktionstechniken sind oft einfacher, billiger und schneller zu entwickeln und durchzuführen.
Ein weiterer Aspekt des Berichts befasst sich mit persönlichen Informationen und der Notwendigkeit, diese zu ersetzen:
Der Schlüssel zur Entwicklung wirksamer Human Augmentation ist ein besseres Verständnis der Funktionsweise von Körper und Technologie und ihres Zusammenspiels. Dies erfordert den Zugang zu und die Analyse von persönlichen Daten: seien es psychophysiologische Parameter, die Sammlung persönlicher Referenzdaten, die Analyse medizinischer Marker oder die Überwachung von Trainingsroutinen. Nur wenn diese Bausteine vorhanden sind, wird ein ausreichendes Verständnis vorhanden sein, um sicherzustellen, dass Human Augmentation präzise und mit der Gewissheit durchgeführt werden kann, dass die gewünschte Wirkung erzielt wird. Erst wenn (oder falls) dies geschieht, wird die Wissenschaft der Human Augmentation Einzug halten.
Dieser 110-seitige Bericht ist detailliert und komplex. Er dokumentiert sehr detailliert die Möglichkeiten, wie Menschen erweitert werden können. Ich bitte Sie alle, diesen Bericht zu lesen. Verinnerlichen Sie diese Informationen und bereiten Sie sich auf den kommenden Kampf vor.
Wir müssen jetzt daran arbeiten, die Entwicklung der Human Augmentation zu kontrollieren und zu regulieren, bevor sie zur vollendeten Tatsache wird.
Autor: Robert Malone
Am 23.01.22 erschienen auf: https://rwmalonemd.substack.com/p/human-augmentation-the-dawn-of-a
Übersetzung: Causalis (Hervorhebungen übernommen)
Spendier mir 'nen Kaffee
